In der Wüste leben die Sterne
In der Wüste leben die Sterne. Du legst dich in den kalten Sand und leckst Sternenstaub von deinen Lippen, bevor du ihn mit Wasser fortspülst. Es schmeckt nach Dreck. Sand ist nur Dreck, wird dir bewusst und du spürst deutlich, wie sehr du diesen Dreck liebst.
Du holst eine Decke hervor und gräbst die Ecken ein, damit der Wind sie dir nicht nehmen kann.
Dann springst du auf und lässt deine Beine versinken, aber deine Arme beginnen mit dem Leben, das du so nie gekannt hast. Man muss ans Ende der Welt gehen, um sich selbst zu finden, denkst du und verachtest all die Leute, die im selben Ort leben, wo sie geboren wurden. Heimlich hoffst du aber auch darauf, einmal eine Heimat zu finden, ein Zuhause, einen Ort, wo du zwischen deinen Reisen einkehren kannst und tief durchatmen.
Aber atmen kannst du an der frischen Luft besser. Du bist frei, wo dich niemand kennt. Du kannst dich in jedem Augenblick deines Lebens neu erfinden, dir neue Eigenschaften zuschreiben und neue Gefühle begraben, wie die Decke im Sand, die immer tiefer einsinkt unter dem Gewicht deines langen Körpers.
Hier riecht es nach Meer, obwohl das Meer zu weit weg ist. Vielleicht ist es das Salz, das dich umgibt und dir die Lippen aufsprengt, wie es Wasser mit den Felsen tut, wenn es gefriert. So hat sich das Salz in die Rillen deiner Lippen geschlichen und dich gesprengt. Du bist in tausend Teile zerfallen und treibst jetzt zu den Sternen. Noch einmal möchtest du zurück an all die Orte, an denen du warst, aber du willst auch weiter, immer weiter, ohne Ende.
Und dabei nicht zurückblicken. Aber auch, wenn deine Augen starr nach vorne gerichtet bleiben, so weißt du trotzdem, dass sich etwas in der wendet und betrachtet, was du zurücklässt. Immer weiter geht es doch nicht. Auch wenn die Erde eine Kugel ist, so bleibt sie doch auch eine Scheibe, denkst du, denn irgendwann ist man am Ende seiner Reise und stürzt hinab, während eine Kugel das Ende verloren hat.
Wo dein Ende sein wird, fragst du dich und legst dich auf die Decke, um in Ruhe die Sterne zu betrachten.